User Interface (UI) / Design

Standards erweiterter Gebrauchstauglichkeit (Usability / Accessibility) / Überblick

Unter konventionalisiertem Gebrauchs-/Designaspekt handelt es sich bei "Internet-Seiten" - wie dieser - um User Interfaces (UI), die sich nach diskursfähigen Kriterien in einem ICT-Universum verorten und gestalten lassen. Normative Bestrebungen schliessen sich auf sachlichen, rechtlichen und organisatorischen Ebenen an - Übersichten dazu nebenstehend verlinkt. Die aktuellen ESO-Standards enthalten auch Arbeitsdefinitionen von UI ("Benutzerschnittstellen", ISO 9241-110) und erweiterter UX ("Benutzererfahrung", ISO 9241-210), die wir unten bei den Abkürzungen wiedergeben.

"Accessibility" (Zugänglichkeit) schliesst sich als Paradigma einer Nutzerkreis-Erweiterung an - mit gleichstellungsrechtlicher, aber auch entwicklungs-systemischer Rücksicht auf die Bedeutung von ICT für Alltag, Gesellschaft, Inklusion. Eine "Design for All"-Konzeption wurde im Zuge von RL 2019/882 (EAA)ergänzt (vgl. DIN EN 17161:2019), teils als europäisches Gegenstück zum amerikanischen "Universal Design" verstanden. Auf nationaler Ebene (D) steht seit Juni 2025 rechtsverbindlich an: weitere Umsetzung von "Accessibility" (EAA) durch BFSG nach Standards von EN 301 549 (3.2.1) / BITV (2.0) / WCAG (2.1).

Aktuelle Herausforderungen, kritische Teleologie, Kultursemiotik

Parallel zu diesen Vorgängen, die lang-/mittelfristig eine sach-perspektivische Synchronisation von humanen, technologischen, kulturellen und politischen Faktoren herbeizuführen suchen,fordern AI/KI-Anwendungen die (mühsam kanonisierten) "Benutzeroberflächen" in neuartiger Weise heraus - teils indem sie deren Gestaltung gleich mitübernehmen, teils in Gestalt einer Transformation von Nutzungsanliegen auf sprach/zeichencodiertes "Prompt Engineering" ("intent-based outcome specification", Nielsen 2023).

Durch eine derartige Selbstanwendung von ICT (mit weitreichend-unbekannten Folgen) wird die weitere Entwicklung zunehmend kontextsensitiv, explorativ, kontingent. Und offensichtlich werden kultursemiotische Aspekte auch auf UI/UX-Ebene (neu) aufgeworfen - ohne sich auf diese Ebene zu beschränken. Letzteres auch alltäglich evident: so kann (temporärer) Nicht-Gebrauch, etwa von "Smartphones" in Schulen, bessere "Experience" bieten als (jemals) deren Oberfläche; ebenso ist die Regulierungs-Ebene eine andere.

Axiomatisch gilt also auch im ICT-"Universum": der Zweck, als (human-sozial-logisches) Leitmotiv von "Gebrauch" (use), ist keine Entelechie von Dingen - anders entzöge man jeder weiterführenden, systemischen Teleologie den Horizont und argumentativen Boden. Umgekehrt hat die Ding-Ebene, nebst "kathedralischen" Überbauten, ihre eigene (sozialpolitische, kulturelle) Relevanz - was im Kontrast zu (hochperformant) gegenläufigen Bewegungen (Yarvin, "dunkle Aufklärung", NRx usw.) schnell deutlich wird.

Insofern bleibt die "UI"-Logik (notwendigerweise) begrenzt, indem sie (regulativ) von einer Gegenstandsebene ausgeht - auch wenn sie dort den "Menschen" (anthropologisch diversifiziert) einbezieht. Die "sphärische" Erweiterung (durch "UX") führt bereits auf andere Gestaltungs-/Regulierungsebenen und Schnittstellen (in sozialen Systemen).

Gleiche Auskunft gibt, oberflächlich richtungsweisend, die sprachlogische Ebene : Gebrauch ("use") und Schnittstellen ("interface") sind reichhaltige, multiperspektivische, systemische Begriffe mit langer, profunder Denktradition (die wesentlich länger zurückreicht als in historische Zeit von "Kathedralen"). Interdisziplinäre Brückenwissenschaften - wie Semiotik, Systemtheorie - dürften universale Ambitionen, hin zu intelligenteren Formen von Künstlichkeit, daher eher (substantieller, nachhaltiger) befördern als kollektivierte Aufbrüche zu "Digitalisierung", "Accessibility", "Design for all"; betroffen sind auch populäre, kulturkritisch-projektive Paradigmen (wie "Postdigitalität").Mehr zu diesem Themenkreis im Kontext von Einzelprojekten.

Philosophie ?

Nebenläufig wird damit, nicht zufällig im "bootstrap" einer systemischen UI-Deklaration, eine "Position" = Perspektivik markiert (die sich in Variationen durch alle Projekte zieht). Eine Domäne von Philosophie wird hierbei, wie gewöhnlich, berührt indem diese, als kognitive Disziplin - ohne wissenschaftlichem "Fortschritt", medialen, politischen o.a. Projekten verpflichtet zu sein - am ehesten grundlegend berücksichtigt dass es darauf ankommen könnte: wie, von woher Dinge zur Sprache / Erscheinung kommen. Mittelfristig dürfte diese Disziplin auch kaum in einer (ethisch u.a. erweiterten) "Medien-/Informationstheorie" aufgehen (die gleichwohl in voller Breite anzustreben ist) - Bruchstellen zwischen Ambitionen, deren Perspektiven, können derweil bedeutsamer sein als diese, was in Theorie und Praxis ("Schnittstellenarbeit") gleichermassen zu berücksichtigen ist.

Allerdings teilen wir nicht pauschal die Ansicht: dass dies eine aristokratische Aufgabe, oder grenzenlos diejenige eines (reformbedürftigen) Bildungssystems, Funktionsträger/innen (menschlichen o.a.) wäre. Und wir betonen logisch-semiotische und systemische Komponenten dieser - nur teilweise "neuen" - Disziplin, damit sie möglichst nicht bereits an unverstanden "mitredenden" Darstellungsmitteln, einer konzeptionell defizitären Umgebungswahrnehmung, ontologischen Fehlannahmen u.a. "Repräsentationsproblemen" scheitert. In diesem Bereich werden - neben "interfaces" (Schnittstellen), welche nicht nur technologisch, sondern auch konstruktivistisch, systemisch, situativ, hermeneutisch, theatralisch u.a. (kurz: "vielfältig", im philosophisch ernsthaften Sinn) zu verstehen sind - auch weitere und neue, synthetische Mittelbegriffe zu erproben sein (wie der einer "Darstellungsumgebung").

Damit stehen wir (tendenziell) z.B. eher auf der Seite von Aristoteles (ohne die situative, platonische Dialektik als grandioses "Denktheater" gering zu achten), können Heidegger schätzen (soweit er einen ontologisch-restaurierenden Blick auf früheuropäische "Schnittstellen" lenkt, nicht dagegen seinen Folgerungen), selbstverständlich Kant (indem er die Konstruktivität unserer Weltbeziehung grundlegend neu berücksichtigt, damit eine "interface"-Logik wissenschaftlich anschlussfähig einführt), Peirce (als Protagonist von Semiotik und Pramatizismus), auch Dewey (in politischen und didaktischen Ansätzen) und Rorty (im "neopragmatischen" Übergang zu vielfältiger Kulturpolitik), Arendt (im unersetzlichen Blick u.a. auf Alterität), dem späten Wittgenstein ("Gebrauchstheorie" sprachlicher Bedeutung), Luhmann (der eine systemische Ebene sozialer Kommunikation grundlegend neu exploriert), Pelluchon (indem sie Aufklärung mit neuem Horizont restauriert) usw. - die Verortung sollte an dieser Stelle hinreichen um von "dunkler Aufklärung", postdigitalen u.a. Projekten abzugrenzen.

Kunst

Auch zu dieser Qualität von Darstellung (hier provisorisch als Mittelbegriff eingesetzt) - die zunächst "gleichrangig" (euro-historisch seit der "Renaissance") neben wissenschaftlichen, philosophischen, technologischen u.a. Formen steht, dürfte sich im Rahmen einer UI-Deklaration eine kurze Verortung / Abgrenzung anbieten (vgl. zum Anlass nur etwa aktuelle Warnungen von Steyerl oder, im materialen Gegenentwurf "sozialer Plastik", Beuys' Honigpumpe am Arbeitsplatz, Holzer's 70er-Jahre-"Prompts") - jeder ICT-"Universalismus" bliebe sonst poetisch unvollständig, auch "Interface-Kunst" im engeren Sinne ist längst etabliert.Schauen Sie also bei Interesse und Gelegenheit gern hier, oder einzelnen Projekten, wieder vorbei.

Abkürzungen

AI
Artificial Intelligence dt. "künstliche Intelligenz" geht als wortprägender Arbeitstitel einer Sommer-Konferenz (1956) in Dartmouth (USA 1769, letzte Hochschulgründung der Kolonialzeit, "Vox clamantis in deserto", heute: "Be Extraordinary Here") auf John McCarthy zurück.
Die (allseits verfügbare) Partizipation an aktuellen Diskursen, Anwendungen, Regulierungen wirft aus unserer Sicht eher den Aspekt von "Künstlichkeit" als den von "Intelligenz" als grundlegendes Orientierungsproblem auf (vgl. semantisch richtungsweisend H.A. Simon 1968 : "Sciences of the Artificial").
Hiernach wäre, zur (teleologischen, designwissenschaftlichen, bildungs-/kulturpolitischen o.a.) Orientierung, zunächst so etwas wie "intelligente Künstlichkeit" anzustreben. Was - oberflächlich, auf linguistischer Ebene - interessanterweise einer Verwechslung von Adjektiv und Substantiv entspricht.
UI
User Interface, auch "Benutzeroberfläche" oder "Mensch-Maschine-Schnittstelle" (MMS) = "Human Machine Interface" (HMI), verstanden als - potentiell identifizierbare, definierbare, mit Zwecken belegbare - Grenzfläche zwischen humanen und technologischen Systemen (deren Funktionen).
Hervorgehend aus arbeitsphysiologischen Ansätzen seit Mitte des 19. Jhdts. (Jastrzębowski in "Natur und Industrie" (1857): "Grundriß der Ergonomie, Wissenschaft oder Lehre von der Arbeit"), Zwecken der Kriegsversehrtenversorgung (Amar), funktionsorientierter Designmethodik (Bauhaus), wissenschaftlicher Ergonomie der Nachkriegszeit, finden sich Konzepte der Ergonomie heute in der Grundlagennorm DIN EN ISO 26800 definiert.
Anknüpfend ist die Normenreihe ISO 9241 seit 2006 betitelt: "Ergonomie der Mensch-System-Interaktion" - sie enthält in Teil 110 ("Interaktionsprinzipien") als Arbeitsdefinition für UI / "Benutzungsschnittstelle" : "alle Bestandteile eines interaktiven Systems (Software oder Hardware), die Informationen und Steuerelemente zur Verfügung stellen, die für den Benutzer notwendig sind, um eine bestimmte Arbeitsaufgabe mit dem interaktiven System zu erledigen".
UX
User Experience, systematisch und konzeptionell verstanden als "erweiterte Erlebnissphäre" im Umkreis von UI / Benutzungsschnittstellen.
Die Normenreihe ISO 9241 empfiehlt im Teil 210 ("Menschzentrierte Gestaltung interaktiver Systeme") ein erweitertes Gestaltungsmanagment, definiert UX : "alle Aspekte der Erfahrungen eines Nutzers bei der Interaktion mit einem Produkt, Dienst, einer Umgebung oder Einrichtung".
ICT
Information and Communications Technology (dt.: IKT) - Sammelbegriff für IT und Kommunikationsprozesse (Technologien, Geräte, Dienste, Anwendungen).
ESO
European Standardization Organization (nach VO EU 1025/2012 Art. 2 Abs. 8), namentlich: CEN = Committee for Standardization, 1961 durch EWG/EFTA-Mitglieder gegründet, CENELEC (Electrotechnical Standardization, 1973) und ETSI = European Telecommunications Standards Institute, 1988 in F als Nachfolgerin der CEPT (1959).
Zu Abläufen der Normierung siehe Geschäftsordnungen der CEN-CENELEC, wichtigste nationale Organisation ist der DIN e.V. (1917), für Elektrotechnik in Kooperation mit VDE und DKE.